Meine Erinnerungen an den Tonsatzunterricht bei Gerhard Frommel

In Verbindung mit astrologischen Betrachtungen zur Biographie Gerhard Frommels,7.8.1906, 2.50 MEZ in Karlsruhe



Im Wintersemester 1956/57 begann Gerhard Frommel seine Unterrichtstätigkeit an der Musikhochschule in Stuttgart und ich gehörte zu seinen Schülern - mit einem Semester Unterbrechung 1957/58, als ich an der Musikhochschule in Karlsruhe war – bis zu seinem Weggang nach Frankfurt 1960.

Wir Schüler, die ihm zugeteilt waren, warteten vor seinem Zimmer wegen der Festlegung eines Unterrichtstermins, bis ein betont freundlicher und wohlwollender Gerhard Frommel auf uns zustürmte und uns in sein Zimmer bat. Das Bild des betont freundlichen und wohlwollenden Gerhard Frommel beherrscht bis heute meine Erinnerungen an ihn.



Ich bin Schulmusiker geworden und Pianist und begann nach meinem 42.Lebensjahr auf Anraten eines Freundes, mich mit Astrologie zu befassen. Nach vielen Studien habe ich dann in meinem 64. Lebensjahr ein Buch veröffentlicht mit dem Titel „Symmetrie der Weltaspekte“, in dem ich „meine Astrologie“ dargelegt habe. Ich verwende in meiner Astrologie auch die hypothetischen Planeten Cupido, Hades, Zeus, Kronos, Apollon, Admetos und Vulkanus der Hamburger Schule, ohne welche man meiner Meinung nach keine ernsthafte astrologische Arbeit machen kann. Meine Erinnerungen an Gerhard Frommel möchte ich deshalb in Verbindung bringen mit meinem

astrologisch-mythologischen Denken, d.h. einem Denken in Zusammenhängen.

Man kann das Horoskop von Gerhard Frommel in 3 Gruppen einteilen, die sich etwas überschneiden:

1 Meridian: der soziale Aufstieg von Gerhard Frommel(Orbis +- 1 Grad)

2 Sonne: die tägliche Arbeit von Gerhard Frommel, sein Vater und andere männliche Personen

3 Mond: Triebfedern des Denkens und Handelns von Gerhard Frommel, Gefühle, seine Mutter und andere Frauen



1 Meridian:

Weltaspekte = Götternamen in der Nähe des Meridian im Abstand von etwa + - 1Grad sind Aspekte des sozialen Aufstiegs von Gerhard Frommel.



In der 64-Teilung des Horoskops steht im Horoskop von Gerhard Frommel bei 1.00 der Meridian. Bei 0.09 steht Neptun. Neptun heißt Wendepunkte im Lauf des Lebens nach verfahrenen Situationen. Neptun ist ein Entwicklungspotential (Veränderungen), das heißt Neptun bringt den sozialen Aufstieg voran. Beispiele:

Schulschwierigkeiten, Verlassen des Gymnasiums Ostern 1922 und Beginn des Tonsatz- und Kompositionsstudiums bei dem Komponisten Hermann Grabner.

Nach langjährigem, oft qualvollem Suchen“ ist „die Begegnung mit der Dichtung Stefan Georges“ 1924 ein wichtiger Wendepunkt in Gerhard Frommels kompositorischen Schaffen, und nach „nutzlos vertaner Zeit“ bei Hermann Grabner begann im Sommersemester 1926 der Unterricht“ in der Meisterklasse bei Hans Pfitzner.

Bei 0.29 steht der Aszendent, das sind Anfänge, die in Zusammenhang mit dem Neptun, den Wendepunkten, stehen. Sie befördern ebenfalls den sozialen Aufstieg. Bei 0.34 steht der Saturn, das sind Langzeitprojekte. Ihnen folgt bei 0.55 der Kronos (ein hypothetischer Planet der Hamburger Schule) der Aufstieg, das Hohe, das Erhabene, Gott, der große Komponist, der Solist, der Dirigent, der Professor, alles Bedeutsame, das Elitäre, auch die„subjektive Wahrheit“: nur einer hat Recht (das Bild des Kronos, der seine Kinder verschlingt). Kronos in Verbindung mit Venus und Jupiter: das sind Zuneigungen, Freunde, Förderung, Protektion und leichter Kontakt mit Kronos-Personen. Bei Gerhard Frommel: Förderung durch den Vater, der Pfarrer und Universitätsprofessor ist, Förderung durch Professor Hermann Grabner: „Auf den Rat Grabners bemühte ich mich zum Abschluß meines Studiums (ich habe diesen Rat Grabner immer hoch angerechnet) um Aufnahme in die Meisterklasse Hans Pfitzners“, Förderung durch den Generalmusikdirektor Karl Böhm; Alban Berg lernte er persönlich kennen, Kontakt mit Walter Gieseking, dem er seine 1.Klaviersonate fis-moll vorlegte, Bertil Wetzelsberger, ein Freund Pfitzners, trägt Gerhard Frommel eine Kompositions-und Theorielehrerstelle an Dr. Hochs Konservatorium in Frankfurt an. „Damit gelangte ich unter zunächst äußerst bescheidenen finanziellen (Jupiter/Hades) Bedingungen auf die Berufsbahn, die mir fernerhin Sicherheit (Jupiter/Admetos), Ansehen (Meridian/Kronos)und angemessene Tätigkeit (Jupiter/Kronos)verschaffen sollte.“ Das Planetenbild Jupiter/Kronos ist häufig bei Professoren zu finden. Es heißt wörtlich u.a. Geld eines Chefs, finanziell unterstützt werden von Führenden, und damit steigt Gerhard Frommel auf (Meridian). Das gehört immer schon zu seinem gesellschaftlichen Rang und die Frage, warum er so lange darauf hat warten müssen, beantworten wir weiter unten. Ein Höhepunkt im Leben von Gerhard Frommel war eine Einladung zusammen mit seiner Frau zu einem abendlichen Zusammensein mit Igor Strawinsky. Ab 1933 werden seine Werke gedruckt (das Planetenbild Jupiter/Admetos, das ebenfalls zum Meridian, zum gesellschaftlichen Aufstieg gehört, heißt wörtlich: Gedeihen von Gedrucktem = Admetos, dem Unbezwingbaren) und „von hervorragenden Dirigenten und Solisten aufgeführt.“ (z.B.: Hans Pfitzner, Hans Rosbaud, Karl Elmendorf, Joseph Keilberth) Das ist alles die Konstellation Kronos, Meridian, Venus, Admetos und Jupiter. Dazu gehört auch als Höhepunkt die Uraufführung seiner 1.Symphonie mit den Berliner Philharmonikern am 9.November 1942 unter Wilhelm Furtwängler. Im Herbst 1945 holte mich Ernst-Lothar von Knorr, der in Frankfurt als stellvertretender Direktor während des Krieges seine schützende Hand über mich gehalten hatte, nach Trossingen.“ Berufung an die Stuttgarter Musikhochschule (1956) durch Hermann Reutter. Ihm, der schon in Frankfurt mein Direktor gewesen war, verdanke ich in Stuttgart auch einen Kompositionsabend“. Auf Vorschlag seines ehemaligen Stuttgarter Kollegen Philipp Mohler, der inzwischen Direktor der Frankfurter Musikhochschule wurde, wurde Gerhard Frommel „Vorsitzender der Sektion Baden-Württemberg des Deutschen Kompositionsverbandes, Delegierter dieses Verbandes im Rundfunkrat des Süddeutschen

Rundfunks und Dirigent des traditionsreichen Stuttgarter Orchestervereins.“1960 wurde ich als Professor an die Frankfurter Musikhochschule berufen.“ Erfolge sind meist auswärts, astrologisch heißt das Jupiter/Apollon (Apollon, der Ferne). Auswärts (Apollon) einen Rang haben (Meridian) mit einer sicheren (Admetos) Professorenstelle (Jupiter/Kronos) für Musik (Venus). „Mein Freund, der Musikwissenschaftler Professor Wolfgang Osthoff“ (Venus/Kronos/Apollon), Sohn des Musikwissenschaftlers Professors Helmuth Osthoff, setzt sich für die Werke von Gerhard Frommel ein.

Beispiel für Neptun, Aszendent, Saturn und Kronos: „die Begegnung mit der Dichtung Stefan Georges. . . Damit war nach langjährigem (Saturn), oft qualvollem Suchen der Durchbruch in den eignen schöpferischen Bereich vollzogen (Neptun) . . . aus dem mein gesamtes Werk langsam und organisch herauswuchs (Saturn/Kronos).

Kronos, die Welt der hohen Dinge, ist eng verbunden mit der Venus bei 1.02. Venus ist die Liebe, das Schöne, die Kunst, die Harmonie, die Sympathie, die Freundlichkeit, die Freundschaften, der Genuß, die Liebe, das Klangsinnliche, auch die naive, harmonische Welt des Kindes.

Das steht so auch in der autobiographischen Skizze die Gerhard Frommel 1976 verfasst hat:

Liebe, Freundschaften, der Kontakt mit meinen drei, in kunstverbundenen Berufen stehenden Kindern, der Genuß der einfachen Dinge des Lebens waren mir nicht Begleiterscheinungen, sondern Humus, Auslösung, Bedingung meiner künstlerischen Arbeit.“ Oder:

In meiner frühen Kindheit lauschte ich dem Vierhändigspielen meiner Eltern, unter dem Flügel sitzend. . . Meine glücklichsten Stunden waren es, wenn ich des Abends dem Klavierspiel meiner Mutter zuhörte. . . Das überaus glückliche Zusammenleben meiner Eltern, die überströmende Liebe meines Vaters, die Geborgenheit bei meiner erzieherisch unbeugsamen, aber nicht weniger liebevollen Mutter, die Zuwendung meines um vier Jahre älteren, schon in früher Jugend jeden Menschen seiner Umgebung leidenschaftlich angehenden Bruders Wolfgang ließen mich in harmonischer Atmosphäre aufwachsen.“

Admetos (der Unbezwingbare) bei 1.20 ist die Wiederholung, die einengt aber Sicherheit gibt.

Admetos heißt, dass seine Musik dem Prinzip der Wiederholung unterworfen ist, dem “Grundgesetz der abendländischen Musik (Obertonreihe, tonale Harmonik, Diatonik, Metrik, Symmetrie)“, dass Frommel konservativ ist. Gerhard Frommels Musik ist auf feste, ewige

Grundstrukturen bezogen. Admetos engt aber auch ein. Gerhard Frommel formuliert das so: „Maßhalten im subjektiven Ausdruck, in der Anwendung der musiksprachlichen Mittel war mir das oberste Gebot. Dies alles zusammen genommen erklärt die verhältnismäßig geringe Zahl meiner Kompositionen.“ Apollon bei 1.27, bezieht sich auf Auswärtiges und auf Medien und Wissenschaftliches. Da Apollon zudem neben dem Merkur von Gerhard Frommel steht: distanzierende Betrachtung seiner unmittelbaren Umgebung, und dass zu seinem sozialen Aufstieg auch die Musikwissenschaft (Merkur,Venus/Apollon) beiträgt, eigene und „auswärtige“ Beiträge.

Jupiter, bei 1.27, ist Gedeihen, Erfolg, Wohlwollen, Offenheit, auch Geld und alles was leicht geht. Jupiter ist Entwicklungspotential, das heißt: durch die Welt des Wohlwollens gedeiht bei Frommel Vieles wie von selbst.

Hier muß ich besonders darauf hinweisen, dass ein Horoskop sich nicht nur auf die Person bezieht, für die ein Horoskop erstellt wird, sondern auf die ganze Welt dieser Person: auf alle Menschen und Sachen, die im Verlauf des Lebens erscheinen. Es gibt im Horoskop keine Subjekt-Objekt-Trennung. Auch in Wirklichkeit nicht. Das heißt, dass die Konstellation für Lernprozesse, Pluto, sich sowohl auf den Lehrer, als auch auf die Schüler bezieht.

Zusammengefasst: Aspekte des sozialen Aufstiegs (Meridian) von Gerhard Frommel sind: Neptun, das sind Wendepunkte im Lauf des Lebens nach verfahrenen Situationen, Aszendent, einen Anfang machen und Saturn, Langzeitprojekte initiieren. Diese Aspekte stehen in Zusammenhang mit Kronos und Venus, also mit Aufstieg (Kronos) und Kunst, Musik (Venus). Nach allen Wendepunkten (Neptun) folgen Initiationen (Aszendent) von Langzeitprojekten (Saturn), die zu einem höheren (Kronos) Kunstniveau (Venus) führen.

Es stellen sich Erfolge (Jupiter) auswärts (Apollon) ein auch mit Gedrucktem (Admetos), z.B. mit Noten von Frommels Werken.

Der betont (Kronos) freundliche (Venus) und wohlwollende (Jupiter) Gerhard Frommel ist der wichtigste Aspekt seines sozialen Aufstiegs (Meridian), dem er seinen Aufstieg verdankt. Ohne Venus und Jupiter geht nichts. Und in Verbindung mit Kronos erreicht er den größten Aufstieg, der innerhalb seines Horoskops möglich ist. Er wird von Kronos-Personen geliebt und wohlwollend gefördert. Auch nach dem Tod, weil ein Horoskop unendliche Zeit existiert, vor der Geburt und nach der Geburt.

Der Außenseiter Gerhard Frommel, der Komponist der Nichtöffentlichkeit (wie bei Schubert), der Komponist der sich der Vergangenheit verpflichtet fühlt, der erst mit 54 Jahren Professor wird, das alles und noch mehr wird in meiner Astrologie mit dem Weltaspekt Hades, bei 1.28, einem hypothetischen Planeten der Hamburger Schule, zusammengefasst. Hades heißt wörtlich der Unsichtbare und der Unsichtbarmachende. Zum Hades gehört sich zurückziehen, zurückhalten, Passivität, sich Vergangenem zuwenden, Verzögerungen erdulden müssen, fremdbestimmt werden, auch Subkultur; es ist aber auch das Dunkle und Geheimnisvolle, das ja ein Wesenszug der Musik ist. (Gerhard Eckle, Symmetrie der Weltaspekte, S. 84f. und S.66) Hades mit Kronos: das sind hohe kulturelle Werte, Dichtung, Malerei, Musik und Philosophie in der verborgenen Welt des Hades.

Osthoff meint „dessen Musik doch nur von Wenigen gekannt . . . fast eine Existenz unter Ausschluß der Öffentlichkeit fristet . . .seine äußere Passivität . . .selbst die 1.Symphonie ist hinter seinem Rücken Furtwängler geschickt worden.“ Für Gerhard Frommel ist es zunächst die Gegenwelt zum Weltaspekt Venus :“Umso stärker traf mich das Gewahrwerden der Gegenwelt des Ungeordneten, Leidvollen, Hässlichen und verdüsterte mein Weltbild.“ Hades, der alles verzögert und immer wieder etwas wegnimmt und sich im Lauf des Lebens immer mehr bemerkbar macht „Wir leben alle vom Vergangenen und gehen am Vergangenen zu Grunde.“ (Goethe).

Die Weltaspekte, die zum Hades gehören und deshalb das oben gezeichnete Bild des sozialen Aufstiegs erheblich verändern, sind: Aszendent, Saturn, Kronos, Meridian, Venus, Admetos, Apollon und Jupiter.

Aszendent, Anfänge werden verzögert: 1915 Geigenunterricht. Für dieses Instrument „wohl nicht eigentlich „begabt, treibt es ihn ab seinem „zwölften Lebensjahr hin zum Klavier“. „Unterricht auf diesem Instrument hatte ich erst seit dem fünfzehnten Lebensjahr“.

Saturn, Langzeitprojekte kommen nur langsam und mit Verlusten voran oder gar nicht (Hades), zum Beispiel das Tonsatz- und Kompositionsstudium bei Grabner. Kritik an Grabners Arbeit „so dass mein Komponieren Jahre hindurch nutzlos vertane Zeit gewesen ist.““ Problematisch war mein Kompositionsunterricht bei Grabner“.

Kronos, der Aufstieg, das Hohe, das Erhabene, Gott, der große Komponist, der Solist, der Dirigent, der Professor, alles Bedeutsame, das Elitäre, auch der eigene Größenwahn und die Rechthaberei („subjektive Wahrheit“): nur einer hat Recht (das Bild des Kronos, der seine Kinder verschlingt). Kronos mit Venus und Jupiter: das sind Zuneigungen, Freunde, Förderung, Protektion und leichter Kontakt mit Kronos-Personen. Obwohl Schulz-Dornburg Frommel an die Folkwangschule engagiert hat, konfrontiert er den „begabten Komponisten“ (Kronos), wie er rechthaberisch meint (Kronos = nur einer hat Recht), mit einer Schwäche (Hades):“Sie sind ein begabter Komponist, aber so kann man heute nicht mehr komponieren!“ (Hades = Vergangenes, „Unzeitgemäßes“). “Diese Kritik hörte ich damals zum erstenmal; sie sollte mich mein Leben lang begleiten. Dennoch bin ich überzeugt, dass dieses „kann“ nicht vom „heute“ abhängt (Kronos = Recht haben, jetzt auf Gerhard Frommel bezogen).

Meridian, der soziale Aufstieg, wird verzögert und erschwert. „Der rapid zunehmende Einfluß der Schönberg-Schule, die sich schnell ablösenden Moden der Zwölfton-Methode, des Serialismus, der musique concrete, Aleatorik etc. drängten die auf tonaler Basis arbeitenden, zumal deutschen Komponisten in den Hintergrund: Die seelische Belastung war schwer . . .“

Das war Anfang der fünfziger Jahre. Rein astrologisch hat sich da in den Direktionen wieder eine einschneidende Spiegelung ausgelöst: es geht um die konservative Musik (Venus/Admetos) und drum herum spiegelt sich in den Direktionen die Konstellation Mond/Hades, Zurückgezogenheit, Depressionen, mit Kronos: wegen „äußerst zeitfremdem, kompositorischen Schaffen“ beruflich nicht wahrgenommen werden, mit Saturn/Hades: Langzeitprojekte kommen nur langsam und mit Verlusten voran oder gar nicht. Gerhard Frommel hat Anpassungsschwierigkeiten.



Einmal hat mich Frommel ganz eindringlich gefragt:“ Was würden die Leute wohl sagen, wenn heute jemand eine Sinfonie komponieren würde, die wie eine Beethoven-Sinfonie klingt und ebenso gut ist?“



Venus, das Schöne, die Musik. Frommel: „verdiente mein erstes Geld als Stehgeiger in Tanzkapellen“.

Hades = die kleinen Leute, Venus/Hades = Musik der kleinen Leute. Interesse an Jazz, der Musik der unterdrückten Schwarzen in den Vereinigten Staaten.

In diesen Zusammenhang gehört auch besonders die erste Strophe des ersten Liedes aus den „Liedern (Venus) der Stille“ (Hades) op.4 von Stefan George:

Keins wie dein feines Ohr (Venus/Hades)

Merkt was tief (Hades)innen (Hades) singt (Venus)

Was noch so schüchtern (Hades) schwingt (Venus)

Was halb sich schon verlor (Hades = der unsichtbar Machende)

Admetos, das Gedruckte oder Geschriebene, das Eingeengte.



Während meiner Studienzeit bei Gerhard Frommel war ich in einem Orchester-Konzert in der Aula der Universität Tübingen wegen einer Komposition von Gerhard Frommel , ich glaube es war die Sinfonietta für Streichorchester in D-dur. In meiner Tonsatzstunde sprachen wir darüber. Frommel hat mir dabei erzählt, dass er nach der Aufführung zum Dirigenten gesagt hat :“Sie sind mir ein schönes „Streich“-Orchester ( Admetos/Hades, etwas vom Gedruckten, Geschriebenen unsichtbar machen, weglassen = Hades). Oder er habe beim Rundfunk Arbeiten von sich eingereicht und verschiedene Seiten zusammengeklebt, um zu testen, ob seine Sachen überhaupt angesehen werden. (zusammenkleben = unsichtbar machen).



Apollon, „Nun hatte ich auch die Muse zu schriftstellerischen Arbeiten. In dem Buch (Admetos) Der Geist(Apollon) der Antike(Hades) bei Richard Wagner. „Als `Theoretiker der Atonalität´auf der Ausstellung `Entartete Musik`in Düsseldorf 1937 angeprangert“(Hades/Apollon: Hades = „entartet“ im Sinne von heruntergekommen, Apollon = Medien)

Jupiter, Geld, aber Jupiter/Hades ist Geldverlust und Geldmangel. Frommel:„verdiente mein erstes Geld als Stehgeiger in Tanzkapellen“(Hades-Geld)

In der Folkwangschule in Essen. „gab ich Tonsatz-und Klavierstunden für kümmerliches Entgelt“ (Jupiter Hades = Geldmangel, Geldverlust). Schon nach anderthalb Jahren (1932) fand meine Tätigkeit an der Folkwangschule im Zuge der allgemeinen Arbeitslosigkeit ihr Ende.“(Jupiter/Hades)

1932/33 „bedrückend war die allgemeine und damit auch meine wirtschaftliche Lage“ (Jupiter/Hades) „Durch die Währungsreform 1948 war ich in finanzielle Engpässe (Jupiter/Hades) geraten und übernahm Rundfunkaufträge“

Gerhard Frommel findet leicht (Jupiter) in die verborgene, dunkle (Hades) Welt der Musik. Zum Hades gehört bei Frommel auch Kronos. Kronos/Hades heißt u.a. Größe (Kronos) der Vergangenheit (Hades) „Geist der Antike“; trotz der unvermeidlichen Hadesverluste hat die Hadeswelt für Frommel einen hohen Wert. Er wird dadurch zum Außenseiter. Einen hohen Wert haben ebenfalls: die Venuswelt, Wendepunkte (Neptun), nach denen es aufwärts geht, auch verzögerte Saturn-Lanzeitprojekte, späte (Hades) Jupiter-Erfolge: endlich Geld, sich entfalten können; alte, ehrwürdige Admetos-Grundstücke und Gedrucktes, mit dem er Erfolg hat (Jupiter/Admetos),



2.Sonne, Weltaspekte = Götternamen in der Nähe der Sonne im Abstand von etwa + - 1Grad sind Aspekte der täglichen Arbeit von Gerhard Frommel, Aspekte von seinem Vater und anderen männlichen Personen.



Gerhard Frommels freundliche Jupiter-Erscheinung gehört zu seinem sozialen Aufstieg (Meridian). Die Sonne ist Gerhard Frommel in seiner täglichen Arbeit und sein Vater. Der täglich arbeitende Komponist wird repräsentiert durch Vulkanus, der „Macher“. Vulkanus gehört zur Person Gerhard Frommel und zum väterlichen Erbe (=Sonne).„Mein Vater . . . schrieb begabte Lieder und Orgelstücke, er fantasierte oft am Klavier und war in der Lage, auf der Orgel dreistimmige Choralvorspiele satztechnisch einwandfrei zu improvisieren.“ Pluto, der Lehrer (Lernprozesse) und Uranus, das Auffallende sind weitere Aspekte der Sonne, der täglichen Arbeit. Ein Aspekt sowohl des Lehrers (Pluto) als auch des Schülers (Pluto) ist der Uranus, das Auffallende, das Spontane, das Überraschende, das Unvorhergesehene, das Interessante, das Originelle, das Neue, „der Einfall“.

Ich gehörte zu den interessierten Schülern und habe zuerst Aufgaben gemacht in Harmonielehre nach dem „Handbuch der Harmonielehre“ von Hermann Grabner. In meiner Naivität habe ich Punkt 6 seiner Anleitung zum Gebrauch des Aufgabenbuchs sehr ernst genommen: “Man beherzige die Worte: ´Viel und gut hören und fleißig schreiben, immer wieder schreiben, das führt zum Ziele`. (Max Reger.)“Und so habe ich jede Woche sehr viel Aufgaben gemacht und die Korrektur hat den Rahmen einer Schulmusikergruppe gesprengt: Gerhard Frommel hat mich deshalb am Ende eines Unterrichtstages kommen lassen und gab mir immer Einzelunterricht, der meist über eine Stunde dauerte. Später lernte ich Kontrapunkt im Palestrina-Stil nach Jeppesen und in freiem „Bachstil“ (Ernst Kurth). Frommel hatte vorgeschlagen, zusammen mit mir ein Kontrapunktbuch zu schreiben mit Beispielen von mir in den genannten historischen Stilen. ( Buch schreiben ist bei Frommel Jupiter/Admetos und ist für ihn etwas Anspruchsvolles (= Kronos); er wollte dem anspruchsvolleren Schulmusiker Gerhard Eckle, der Uhde-Schüler war, Förderung zuteil werden lassen( = Kronos,Venus, Jupiter). Dabei zeigte er mir seine Harmonielehre, die er mit anderen Schülern zusammen verfasst hatte. Es wurde nichts daraus, und das Ziel, komponieren zu können, habe ich auch nicht erreicht: ich bin nicht dazu geboren. (Überrascht war ich, als ich jetzt in meinen „Selbständigen Arbeiten im Tonsatz“, die ich bei Gerhard Frommel gemacht habe und die ich zu meinem Staats-Examen in der Schulmusik 1960 einreichen musste, festgestellt habe, dass ich einmal einen Motettensatz zu einem Text von Hölderlin gemacht habe. Er fand die Arbeit gut und hat mir empfohlen, sie mit einem Chor aufzuführen. Interessant für mich ist der Text von Hölderlin, in dem ich meine spätere mythologisch-astrologische Welteinsicht vorweggenommen habe. „Die Linien des Lebens sind verschieden wie Wege sind und wie der Berge Grenzen. Was wir hier sind kann dort ein Gott ergänzen mit ewigen Harmonien und Lohn und Frieden (Kronos/Venus bei Gerhard Frommel“.) Aber ich habe bei Frommel sehr viel Einsichten in den Tonsatz der großen Komponisten (Kronos/Venus)erworben, was meiner Interpretationsfähigkeit sehr genutzt hat. Auch die stetige Mahnung, immer alle Aufgaben mit Ausdruck zu verbinden, ist bei mir auf fruchtbaren Boden gefallen.



Alles Schöne, Kunst, Musik gehört bei Gerhard Frommel zu den hohen Werten: Kronos/Venus, die bei ihm auch gedeihen = Jupiter.



Die Vorstellung aber, dass Musik nicht nur Ausdruck ist sondern auch redundante Konstruktion (Admetos = Wiederholung), habe ich gewonnen in Zusammenhang mit der Gestaltung einer Fuge. Ich habe die Anweisungen Frommels noch mehr mechanisiert und konnte meinen Freunden rasch beibringen, wie man ohne großes Talent eine Fuge zusammenbasteln kann (Jupiter, was leicht geht = Admetos, Wiederholung). Man musste ja eine Prüfung bestehen. Um mein Komponieren zu aktivieren , hat er mir eine auf Symmetrie gegründete Klangfußmethode gezeigt oder für die Proportionen der Einzelteile eines Gesamtablaufs das Abzählen der Takte empfohlen.



Vulkanus, das Komponieren, steht bei Gerhard Frommel immer in Verbindung mit Zeus (das ist wieder ein hypothetischer Planet der Hamburger Schule) , das ist Zwang, „so muß es sein“, was in der Musik der Wiener Klassik vor allem durch motivisch-thematische Arbeit erreicht wurde. Also Frommels Komponieren unterliegt einem Zwang, einem Fortsetzungszwang.



Gerhard Frommel hat mir viel vorgespielt, u.a. aus Opern von Bellini, und dabei besonders erwähnt, während er gespielt hat, mit wie wenig Mitteln Bellini dramatische Wirkungen erzielte. Immer wieder betonte er, dass kompositorische Fähigkeiten sich an der melodischen Erfindung zeigen würden, an einem zwingend fortlaufenden melodischen Geschehen. Das überlange Thema des 2.Satzes aus Bruckners 7.Sinfonie hat er mir vorgespielt und zugleich mit Worten verherrlicht: Immer wieder sagte er: es ist noch nicht zu Ende, es geht weiter



Zum Zwang (Zeus) gehört bei Frommel aber auch die Kritik (Mars), das Vernichten, zwanghaftes Vernichten, daher das ständige Verbessern seiner Kompositionen, das natürlich dem Wesen des Mars entsprechend immer auch ein Verschlechtern sein kann. „Innerlich Unfertiges, auch wo es sich um umfangreiche, aufgeführte Werke handelte, habe ich vernichtet.“(Mars).



3 Mond: Triebfedern des Denkens und Handelns von Gerhard Frommel, Gefühle, seine Mutter und andere Frauen



Ich erinnere mich, dass ich Gerhard Frommel die autobiographische Skizze von Mussorgskij mitgebracht habe, die er sehr aufmerksam gelesen hat. „Weder dem Charakter seiner Kompositionen nach, noch in bezug auf seine musikalischen Anschauungen gehört Mussorgskij irgendeiner der bestehenden musikalischen Richtungen an (Hades =Außenseiter). Die Formel seines künstlerischen Glaubensbekenntnisses ergibt sich aus seiner Anschauung über die Aufgaben der Kunst: die Kunst ist ein Mittel zur Aussprache mit den Menschen, nicht aber Zweck an sich. Dieser Leitsatz bestimmt seine ganze schöpferische Tätigkeit.“ Gerhard Frommel danach: da kann ich jeden Satz unterschreiben.



Und so heißt es in der autobiographischen Skizze von Gerhard Frommel: „Kommunikation war für mich der stärkste Ansporn zum Komponieren, ob es nun das Vorspielen vor Freunden der Familie oder der Gedanke an bestimmte Menschen war.“ Emotionale Triebfedern (Mond) drängen Frommel zur Mitteilung (Merkur ): einem oder mehreren Partnern oder einer größeren Gruppe (Cupido) etwas mitteilen müssen (Zeus). Merkur und Mond bezieht sich auf die öffentliche Meinungsbildung, auf Frommels schriftstellerische Arbeiten: Geist der Antike bei Richard Wagner oder Neue Klassik in der Musik. Cupido, Mars und Zeus sind: Institute, Gruppen von Studenten (Cupido), die Aufgaben machen müssen (Zeus), die dann korrigiert werden (Mars).

Zu den Triebfedern (Mond) von Gerhard Frommel gehört der Kritiker (Merkur und Mars), der unbedingt etwas mitteilen muß (Zeus). Er kritisiert (Merkur/Mars) aber auch den Zwang (Zeus), Methoden des Zwangs (serielle Musik). Er kritisiert und lehnt auch ab und setzt herab (Mars), Partner (Cupido = Partner, Wohnung, gesellschaftliche Gruppen) die auch ihn kritisieren. Unterlegene (Hades) Partner, uninteressierte Schüler (Hades) üben Zwang aus durch die Unterrichtstermine (Zeus), sie sind ihm lästig (Hades).

Es drängt Frommel (Mond) zur Mitteilung (Merkur), zur Kritik (Mars), zur Disziplin (Zeus).

Das sind auch Eigenschaften von Frauen (Mond), die zu Gerhard Frommel gehören: seine Mutter, seine Frau (Mond): die „erzieherisch unbeugsame Mutter“ (Mond, Merkur, Mars = Kritik und Zeus = so muß es sein). In dem Aufsatz von Siegrid Ernst Gerhard Frommel als Lehrer häufen sich Mars-Übersetzungen: Korrekturen, scharfe Kritik, Wortgefechte, Polemik, Analysen, Konfrontationen, „an der sich Geister scheiden“, „Man kann sich denken, was bei solchen postulaten in den händen von halbbegabten spießern, verkrachten musikern, künstlerischen dünnmännern und flachköpfen herauskommt.“ Astrologisch ist das die Konstellation Mond, Merkur, Mars und Zeus im Horoskop von Gerhard Frommel. Hinzu kommt, dass Siegrid Ernst (3.3.1929) ihren Mars an der gleichen Stelle hat wie Gerhard Frommel : sie sind gegensätzlicher Ansicht, sie widersprechen sich.



Das Klavier war für Gerhard Frommel das Instrument, mit dem er sich ausdrücken konnte und der musikalische Ausdruck war ihm alles. Jede Tonsatzaufgabe, die er am Klavier durchspielte, wurde sensibel wiedergegeben (Venus/Jupiter/Kronos). Auch da war ihm die Melodie (die führende = Kronos und schöne = Venus Melodie) am wichtigsten. Der Klavierton hatte vom ersten Augenblick an substantiellen Klang, etwas Singendes. So klingen auch seine Klaviersonaten: es ist, als ob die Klangvorstellung des Spielers durch sorgfältiges Hinhören und den entsprechenden sensiblen Tastendruck realisiert wird. Beim Vomblattspiel hat er mich einmal in Erstaunen versetzt. Das Notenbild war recht kompliziert und mitten hinein rief er ´das muß fis heißen`.

Ende der 50iger Jahre brachte ich Gerhard Frommel Noten von Klavierstücken von Mussorgskij und die Sonate 1.10.1905 von Leos Janacek mit. Er spielte alles vom Blatt und teilte mir in der nächsten Stunde mehrmals mit, dass ihn die Stücke, vermutlich besonders die Janacek-Sonate, in seinem Komponieren stark beeinflusst hätten.



Wenn man die Horoskope von Gerhard Frommel und von Gerhard Eckle übereinander legt, so stellt man fest, dass meine Sonne ganz in der Nähe von Frommels Vulkanus, seinem Komponieren, steht, dass also meine Sonne, meine persönliche Anwesenheit das Komponieren von Gerhard Frommel aktiviert hat. Mein Sprechen, mein Merkur, berührt den Uranus von Gerhard Frommel, das heißt er war an meinen Mitteilungen interessiert, umgekehrt spreche und denke ich (Merkur), wenn ich mich an Gerhard Frommel erinnere, ganz besonders von dem auffallenden (Uranus) Komponisten und Pianisten (Kronos). Mit dem Bild vom auffallenden Gerhard Frommel, der dem „berückend Sinnlichen“ besonders zugetan war: Venus = Kronos = Jupiter = Meridian, möchte ich meine Erinnerungen und meine astrologischen Betrachtungen beschließen.